LK

Das Tagebuch einer Autorin

Tag der Buchveröffentlichung

Ich wurde die Tage öfter gefragt, wie es sich anfühlt, ein Buch zu veröffentlichen. Die meisten schauen mich überrascht an, wenn ich ihnen erzähle, dass es der beste Tag überhaupt ist - aber auch ein trauriger.

Am 22. August 2022 war es endlich soweit und Teil 2 war draußen. Ich habe mich so gefühlt wie ein Kleinkind, das vor Freude schreit, weil es Geburtstag hat und hatte so Herzklopfen wie eine frischverliebte Person. Ich saß an dem Tag also in einem Zug nach Freiburg und bereitete den finalen Post vor, dass mein Buch endlich erhältlich ist. Ich bekam so stark Herzklopfen und spürte - noch den ganzen Tag über - eine Mischung aus Adrenalin und purem Glücksgefühl, dass mich die ganze Zeit aufgestachelt hat. Ich konnte kaum stillsitzen, ganz zu schweigen davon, aufhören zu lächeln. Und mein Zug hatte drei Stunden Verspätung. Doch das war mir egal - all die Sachen, die an dem Tag schiefgelaufen sind, waren mir gleichgültig. Ich bin Autorin, habe ich mir gedacht. In diesem Moment, in dieser Sekunde, ließt jemand mein Buch und erfährt, wie es weitergeht.

 

Bild von: Alina Czerwinski

 

Also, warum ist dieser Tag auch ... traurig?

Nun, Trauer an sich habe ich nicht an diesem Tag gespürt, wie gesagt. Doch nach und nach wurde mir klar, dass Veröffentlichen auch so eine Art ... verabschieden ist, von dem Buch. Ich werde nie wieder die Personen an diesem Teil der Geschichte aktiv begleiten, da ich ab jetzt nichts mehr verändern werde an den Texten. Ich werde sie lesen - vorlesen, an Autorenlesungen - doch das Träumen, das Eintauchen, das ich erleben, wenn ich aktiv schreibe, ist weg. Immerhin kommt noch ein dritter Teil, doch seit dem 22. August fühlt sich die Bernsteinketten-Welt ein bisschen mehr ... abgeschlossen an. Und das ist toll, das will ich, damit ich neue Geschichten und neue Fantasywelten schreiben kann. Doch ich muss mich auch bisschen mehr vom Bernsteinketten-Universum lösen und das ist eben nicht so leicht.

Generell wurde mir in den Tagen vor und nach der Buchveröffentlichung sehr deutlich, wie sehr ich es liebe, Autorin zu sein. Wie sehr es ein Teil von mir ist, wie sehr es mich freut, all diese Schritte zu tun, die es braucht, bis ich es in der Hand halten kann. Knapp eine Woche hat es gedauert, bis das erste Exemplar bei mir daheim ankam. Ich habe das Paket gesehen und irgendwie gewusst, dass mein Buch darin ist. Meine Finger haben augenblicklich gezittert und ich habe genau das gleiche gefühlt wie am Veröffentlichungstag: mein Herz hat gerast, ich habe mich so glücklich und aufgekratzt gefühlt, ich konnte (und kann) kaum glauben, dass tatsächlich ich dieses Buch geschrieben haben soll. Mein Name steht da drauf, meine Gedanken, meine Personen sind darin. Und ich frage mich, ob ich mich jedes Mal so fühlen werde, wenn ich ein neues Buch veröffentliche. Ich hoffe es. Ich hoffe, dass ich mich niemals an dieses Hochgefühl gewöhnen kann, dass die Buchveröffentlichung in mir auslöst. Es ist einfach ... ein Teil von mir.

Autorenlesung an der St. Ursula Realschule in Freiburg

Am 01. Juli habe ich der Mädchenschule in der Wiehre in Freiburg einen Besuch abgestattet – der 6. Klasse, um genau zu sein.

Um ehrlich zu sein, wahr ich sowohl nervös, aber auch skeptisch anfangs. Die sechste Klasse? Was werden die Schülerinnen für Fragen stellen – und wird sie mein Buch überhaupt interessieren? Immerhin ist es ein Fantasybuch für Jugendliche und Erwachsene. Aber na gut, ich hatte zugesagt.

Und ich muss sagen, dass all meine Bedenken nicht zu getroffen sind. Gerade als ich die erste Textstelle fertig gelesen hatte, wurde ich direkt gefragt, wo man das Buch kaufen kann. Die Schülerinnen waren so offen, wie ich es so noch nie erlebt habe. Einfach ehrlich und direkt und neugierig.

Mit einer der schönsten Momente war tatsächlich der Schluss – was erstmal absurd klingt. Aber die Schülerinnen haben sich alle um mich geschart und wollten, dass ich ihre Charakterillustrationen signiere, damit sie das als Lesezeichen für mein Buch verwenden können (!)

Einfach … wow.

Am 26. Juli habe ich noch eine Autorenlesung, dieses Mal in Ulm und in einem Berufskolleg. Ich bin sehr gespannt, welche Erfahrungen ich davon mitnehmen werde!

© Laura S. Kunze

Autorengeplauder zu: Die „Autorenkrankheit“

Immer wieder wurde ich gefragt, wie ich Buchideen bekomme oder wie ich daraufgekommen bin, überhaupt mit dem Schreiben anzufangen. Nun, das Letztere lässt sich nicht so einfach beantworten. Ich war sehr jung und habe es einfach probiert. Und je länger ich geschrieben habe, desto mehr wurde mir klar, dass es in meinem Blut liegt – dass ich Autorin sein möchte.

Und ich habe all meine Geschichten und Ideen aufgeschrieben und jedes Mal, wenn ich eine neue Buchidee bekomme, spüre ich, wie mein Herz für einen Moment aussetzt, so sehr freue ich mich.

Meine Freundin damals hat es die Autorenkrankheit genannt. Denn je mehr ich schreibe und je mehr Geschichten ich mir ausdenke, desto mehr merke ich, wie mir immer mehr Ideen einfallen. Dass ich gar keine Wahl habe und nicht entscheiden kann, wann oder welche Buchideen bekomme. Ich bin so tief schon im Kaninchenloch, dass ich der Autorenkrankheit einfach ausgeliefert bin – oder so fühlt es sich an. Hier ein Beispiel:

Ich laufe durch die Straßen mit Musik in meinem Ohr und bin … eingenommen von Ideen. Von anderen Welten. Ich laufe zu meinem Ziel, aber in meinen Gedanken fliege ich. In meinen Gedanken sehe ich Szenen und Charaktere vor mir, die in einer anderen Welt leben. Wenn mein Nachbar ein Paket bekommt, ist es in meinem Kopf keine Buchpost, sondern etwas Geheimnisvolles, etwas Dunkles vielleicht sogar. Und so geht es weiter. Ich drifte ab und baue Geschichten, die mich in meinem Alltag begleiten und die der Realität direkt gegenüberstehen.

Ich habe selbst wenig Einfluss darauf. Ich habe mal versucht, das Bernsteinketten-Universum nach dem zweiten Teil aufzuhören, doch das Ende war so abrupt in dem Buch, so ein Cliffhänger, dass ich es schlichtweg nicht konnte. Ich habe mich geweigert, die Ideen aufzuschreiben, die ich hatte, ich wollte so unbedingt etwas Neues schreiben. Doch es ging einfach nicht. Ich war so eingenommen von der Welt, von dem Gedanken, was meine Protagonisten sein könnten, dass ich einfach schreiben musste – und das habe ich letzendlich auch. Und selbst wenn ich jetzt an einem Punkt bin, an dem ich diese Welt loslassen kann, hat sich bereits eine neue in meinen Gedanken aufgebaut.

© Laura S. Kunze

Also was bedeutet es nun für mich Autorin zu sein?

Schlichtweg alles. Ich liebe es – ich liebe alles daran, Autorin zu sein, zu schreiben und Charaktere und Welten zu kreieren. Es ist so, als würde ich mehrere Leben leben. Als könnte ich alles machen, alles werden und alles sein. Und das bin. Ich bin Autorin.

Aimie-May Charakterillustration

Zu jeder Bestellung bei Buchhandlung Graff (https://linktr.ee/LauraSKunze) gibt es exklusiv eine Aimie-May Charakterillustration dazu. Die Bestellaktion läuft nur bis zum Erscheinungstermin von GdB2 „Hauch der Zerstörung“, also bis zum 12. August – und nur solange der Vorrat läuft.